Noch vor Hector Berlioz oder Charles Gounod nahm sich die junge französische Komponistin Louise Bertin des „Faust“-Stoffes an und machte daraus eine Oper. Heute unbekannt, wurde sie seinerzeit von Berlioz als „eine der intelligentesten und fähigsten Frauen unserer Zeit“ beschrieben. Regisseurin Tatjana Gürbaca hat nun am Aalto Theater Essen für die Wiederentdeckung der Oper gesorgt. Sie „nimmt sich dieses Opernschatzes an und überprüft die jahrhundertealte Faust-Legende auf ihre heutige Bedeutung“, so schreibt es das Theater in seiner Werkseinführung. Nur wenige Aufführungen erlebte das Werk, bevor es in der Versenkung verschwand. Die Essener Produktion ist die erste szenische Umsetzung seit 1831 – und die deutsche Erstaufführung. Offenbar hat sich diese Wiederentdeckung gelohnt. „Dieses Stück hat das Potenzial, wieder häufiger gespielt zu werden“, hören wir im Deutschlandfunk. „Eine Oper, die auf die Bühne gehört“, schreibt die Deutsche Bühne. Von einer „gefeierten Entdeckung“ berichten die Ruhr Nachrichten. Gürbaca sieht durchaus komische Komponenten in dieser Oper und zeigt diese auf der Bühne. „Sie erzählt die Geschichte schlüssig und reagiert konsequent auf Louise Bertins schillernde Musik“, meint die Rheinische Post. Dass die Darstellerin der Margarita kurzfristig erkrankte und durch Netta Or (Gesang) und die Regisseurin selbst (Darstellung) ersetzt werden musste, tat der Premiere keinen Abbruch. „Das Ohr fühlt sich bestens unterhalten, zumal Andreas Spering im Graben das komplexe Geschehen souverän steuert und äußerst liebevoll zu Werke geht“, so die Rheinische Post. Und das Opernmagazin kommentiert: „Die übrigen Partien sind aus dem Ensemble hochkarätig besetzt. Der Opernchor des Aalto-Theaters und die Essener Philharmoniker unter der Leitung von Andreas Spering blieben der Partitur nichts schuldig.“ Das Foto (Forster) zeigt Mitglieder des Opernchors.