"Candide" an der Komischen Oper Berlin

Voltaires „Candide“, ein skurril-philosophisches Werkt über den Optimismus, in Musiktheater zu übersetzen, ist eine mutige Sache. Leonard Bernstein hat es getan und ein Musical daraus gemacht, das nicht leicht zu inszenieren ist. Barrie Kosky, Hausherr der Komischen Oper, wagte sich nun dran. Seine Hauptfigur, den naiven Candide, der durch die Welt zieht und angesichts aufeinander folgender Katastrophen den Glauben an die bestmögliche Welt nicht zu verlieren versucht, bezeichnet er als „kolossalen Langeweiler“. Die Bühne bleibt meistens leer. „Wichtig ist dem inszenierenden Hausherrn das Spiel, das Tempo, die Intensität einer in ihren Spitzen ausgezeichneten Solist*innen-Riege und der sich wieder einmal überbietenden Chorsolisten der Komischen Oper Berlin“, schreibt die neue musikzeitung. Der musikalische Leiter des Abends, Jordan de Sousa, finde „für die multiple stilistische Vielfalt der Szenenfolge den richtigen Ton und den erforderlichen Drive zwischen Oper, Operette, Musical und Vaudeville“. „Das Orchester unter der Leitung von Jordan de Souza lässt die unterschiedlichen Tonfälle, mit denen Bernstein hier jongliert, gekonnt ineinander umschlagen, das Sentimentale findet ebenso wie das Zugespitzte seinen Platz“, hören wir im rbb. Am Schluss bekommt Candide endlich seine Kunigunde – aber die Liebe ist passé. Es bleibt nichts, als „den Garten zu bestellen“. Das Foto (Monika Rittershaus) zeigt Allan Clayton in der Titelrolle mit Tanzensemble und Chorsolisten der Komischen Oper Berlin.

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