"Boris Godunow" in Mannheim

Gewisse Bezüge zur Gegenwart hat Regisseur Lorenzo Fioroni in seine Inszenierung von Modes Mussorgskys großer Choroper eingebaut. „Das Stück ist ein Stück über eine Legitimationskrise von Herrschaft“, sagt er im Interview auf der Webseite des Nationaltheaters Mannheim. Dort, genauer in der Ausweichspielstätte Ludwigshafener Pfalzbau, erlebte „Boris Godunow“ seine Premiere. „Szenisch halbgar, musikalisch entschieden“, lautet die Zusammenfassung in der Frankfurter Rundschau (FR). Das Bühnenbild ist schlicht gehalten, der Chor tritt unter anderem als Fledermäuse (Frauenchor) und als Pudel (Männerchor) auf. Viel „Kurioses“ entdeckt der Opernfreund in dieser Inszenierung. Das Regieteam „schreckte(…) selbst vor Kannibalismus-Szenen nicht zurück.“ Im SWR klingt es etwas positiver: „Mussorgskis Historienpanorama ist in seiner Bilderfolge auch ein differentes Musiktheater. Da hat Fioroni genau hingehört…“ Über die gelungene musikalische Seite des Premierenabends dagegen herrscht Einigkeit – ebenso über die Leistung des Chores. „Singend und spielend vorzüglich (Leitung: Alistair Lilley)“, urteilt die FR. „Schier makellos erwiesen sich ebenfalls das hervorragende Ensemble und ganz besonders Chor und Extrachor des NTM (Alistair Lilley), welcher sich agil, transparent, in dynamischer Klangpracht entfaltete“, schreibt der Opernfreund. Und im SWR ist zu hören: „Vor allem ist ‚Boris Godunow‘ aber eine Oper des Chors, hervorragend einstudiert vom neuen Chordirektor Alistair Lilley. Das Volk ist der Hauptdarsteller.“ Das Foto (Christian Kleiner) zeigt Patrick Zielke als Boris Godunow und den Opernchor des Nationaltheaters Mannheim.

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