"Ba-ta-clan" in Dessau

„Ein ausgedehnter Sketch mit Musik, könnte man aus heutiger Sicht sagen“, so beschreibt der Ankündigungstext des Anhaltischen Theaters diese „Musikalische Chinoiserie in einem Akt“. Jacques Offenbach hatte sie zur Eröffnung seines eigenen Theaters in Paris geschrieben. Regisseur Jakob Peters-Messer sieht es so: „Offenbach hat hier eine veritable Politsatire auf die Bühne gebracht.“ In der Tat: Ein Franzose wurde – aus ungeklärten Gründen – auf den Thron eines Kaiserreichs im Fernen Osten gehoben. Dort macht er sich durch – versehentliche – Hinrichtungen unbeliebt. Vor allem aber verbirgt er vor seinen Untertanen, dass er ihrer Sprache gar nicht mächtig ist und erfindet kurzerhand eine eigene. Seine engsten Berater sollen nun auf Anraten des Sicherheitschefs des Reiches mit dem schönen Namen Ko-Ko-Ri-Ko auch sterben. Überraschend aber stellt sich heraus, dass beide ebenfalls Franzosen sind – und schließlich erweist sich auch der Sicherheitschef als solcher. Während nun drei der vier Landsleute ihre Sehnsucht nach der Heimat nicht mehr unterdrücken können und sich heimlich in Richtung Europa aufmachen, bleibt Ko-Ko-Ri-Ko im Land, wird nun selbst Möchtegern-Kaiser. Ein Trump-Bild darf im Programmheft angesichts dieser Thematik nicht fehlen, geht es doch um Macht-Anmaßung, „Schein statt Sein“, kurz und gut: um Fakes. Die Redaktion des BR-Klassik hat in seiner Sendung „Operetten-Boulevard“ diese aktuelle Produktion des Anhaltischen Theaters mit dem „Frosch des Monats“ ausgezeichnet; damit ist „Ba-ta-clan“ auch nominiert für den „Frosch-Award“ 2020. In der Begründung heißt es: „Die Raumbühne als Spielort zu wählen und das gesamte Theater zu bespielen, alle Beteiligten und auch das Publikum aus der Komfortzone des Gewohnten herauszuholen und eine Sparten übergreifende Inszenierung in musikalischer Bearbeitung mit neuer Textfassung voller Witz, Aktualität und Fantasie zu bieten, ist alles andere als ein leichtes Spiel.“ Das Foto (Claudia Heysel) zeigt David Ameln als Fé-Ni-Han, Herren des Opernchores, Statisterie, Wolfgang Kluge und Musiker der Anhaltischen Philharmonie Dessau.

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