"Asrael" in Bonn

Und noch eine Ausgrabung – wofür die Oper Bonn inzwischen bekannt ist. Alberto Franchetti war ein italienischer Komponist, dessen Erstlingswerk „Asrael“, zunächst finanziert von seinem Vater, einen sensationellen Erfolg erlebte, vom Verlag Ricordi übernommen und an vielen Bühnen gespielt wurde. Nicht nur die „Konkurrenz“ zahlreicher Operngrößen wie Puccini oder Meyerbeer ließen den Komponisten und sein Werk in Vergessenheit geraten, sondern vor allem seine jüdische Herkunft. 1933 wurde seine Musik in Deutschland auf den Index gesetzt, 1938 übernahm Italien die deutschen Rassegesetze, und die Situation wurde für den alten Komponisten (1860-1942) immer schlechter. Asrael ist ein Engel, der Luzifer in seinem Aufstand gefolgt ist, der aber einen anderen Engel, Nefta, liebt. Franchetti hat sein Werk eine „Legende“ genannt, im Grund geht es um den Kampf zwischen Hölle und Himmel, den letzterer gewinnt – und alles ist gut. Regisseur Christopher Alden stellt das Ganze als mehrstöckiges Haus dar: die Hölle im Keller, der Himmel ganz oben. „Die Inszenierung von Christopher Alden ist raffiniert und geschmackssicher“, findet die Frankfurter Rundschau. Die Kritiker loben nicht nur die Regie-Leistung, sondern auch die wuchtige Musik des jungen Italieners und die Umsetzung an der Bonner Oper. „Hermes Helfericht (…) hat den großen Apparat bewundernswert im Griff… Der Chor und die 5 Solisten (…) singen äußerst engagiert. Sie gehen an ihre Grenzen, gelegentlich sogar darüber hinaus“, schreibt die neue musikzeitung. Und: „Es ist ohne alle Frage eine der spektakulärsten Opernausgrabungen der letzten Jahrzehnte.“ Das Publikum reagierte entsprechend, nämlich begeistert. Das Foto (Hans-Jörg Michel) zeigt Tamara Gura als Lidoria, Khatuna Mikaberidze als Loretta, Pavel Kudinov (Il Padre) und Statisterie.

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