"Il Giasone" in Münster

Der Raub des Goldenen Vlies, der Jason in der Sage so wichtig ist, gerät in dieser Oper von Francesco Cavalli ein wenig aus dem Blick. Zu sehr ist er mit seinen diversen Liebesabenteuern beschäftigt, die (und nicht nur seine) in der Oper und auf der Bühne des Theaters Münster deutlich derb thematisiert werden. Die Oper war zu Lebzeiten des Komponisten eine der meistgespielten. Heute ist sie nur sehr selten zu sehen. 1649 in Venedig uraufgeführt, bewegt sie sich zwischen Commedia dell’arte und der neuen musikalischen Gattung der Oper, zwischen Komik und Tragik. In Münster begnügt sich Regisseur Michiel Dijkema mit einem einfachen Bühnenbild, das den raschen Wechsel der Szenen ermöglicht. Das Goldene Vlies wird hier von einer Riesenspinne bewacht. Auf der Webseite des Theaters gibt es dazu sogar ein Interview mit einer Psychotherapeutin über das Thema Spinnenphobie. Das Online Musik Magazin (OMM) berichtet von einer „ausgeklügelten Personenregie mit einem absolut spielfreudigen Ensemble“; das Werk sei „humorvoll und kurzweilig umgesetzt, so dass an dem Abend trotz der Dauer keine Längen entstehen“. „Dijkemas Bühne ist die pure Augenweide“, findet Concerti. Und: „Anton Tremmel bewegt den Chor des Hauses, sich klangschön und spielfreudig seiner überschaubaren Aufgabe zu entledigen.“ Das Fazit des OMM: „Cavallis ‚Il Giasone‘ verdient es, häufiger auf dem Spielplan zu stehen, vor allem, wenn das Werk so kurzweilig und humorvoll inszeniert wird wie in Münster.“ Das Foto (Thilo Beu) zeigt Benjamin Lyko. 

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