„Carmen“ ist eine der meistgespielten Opern weltweit und begeistert mit ihrer Geschichte von Leidenschaft, Verbrechen, aber auch von Liebe ebenso wie mit der wunderbaren Musik von Georges Bizet. Am Badischen Staatstheater inszenierte jetzt Immo Karaman. Er orientiert sich stark an der literarischen Vorlage von Prosper Mérimée, in der ein Franzose Spanien bereist und dort einem im Gefängnis sitzenden Frauenmörder begegnet: Es ist Don José, der auf seine Hinrichtung wartet. In Karlsruhe wird die Geschichte im Rückblick und aus der Perspektive des Mörders erzählt, der sich nicht entscheiden konnte zwischen den beiden Frauen – Carmen und Micaëla – und damit zwischen zwei Lebensentwürfen. Statt der bei Bizet vorgesehenen Dialoge sind Fragmente aus der Erzählung von Mérimée zu hören. Diese Art der Erzählung kommt gut an: „Georges Bizets Opernklassiker ‚Carmen‘ bedient oft das Klischee. Die Neuinszenierung am Badischen Staatstheater Karlsruhe überrascht dagegen“, schreibt die Badische Zeitung. Sie wolle mit dem Klischee der „femme fatale“ aufräumen, erklärt auch die Sängerin der Titelrolle, Dorothea Spilger. Carmen ist hier die selbstbewusste starke Frau, die sich von Männern nicht mehr beherrschen lassen will. Ebenso wie die Inszenierung stößt auch die musikalische Umsetzung unter der Leitung von Yura Yang auf Begeisterung. „Dorotheas Spilgers Carmen sprüht – auch darstellerisch – vor dramatischer Energie“, schreibt die Opernwelt. Und: „Der von Ulrich Wagner einstudierte Chor (einschließlich des Kinderchors Cantus Juvenum) sorgt für vokaldramatische Bereicherung.“ Und das Opernglas schwärmt: „Die Chöre mussten an diesem Abend nicht selten auf große Distanzen und von den Bühnenseiten her punktgenau zueinander finden. Das gestaltete die Aufgabe für Ulrich Wagner gelegentlich geradezu heikel. Der Badische Staatsopernchor bestach unter seiner künstlerischen Leitung dennoch einmal mehr durch hohe Präzision und fand in der Ergänzung mit dem Extrachor zu einem differenziert abgestimmten Klangbild." Das Foto (Arno Kohlem) zeigt Uliana Alexyuk als Frasquita), Tomohiro Takada als Escamillo, Florence Losseau als Mercédès, Dorothea Spilger als Carmen, Statisterie und Staatsopernchor.