Zum ersten Mal nach 50 Jahren wurde an der Leipziger Oper wieder Verdis Meisterwerk gespielt: die Geschichte des siegreichen Helden Otello, der sich von Jago, seinem Widersacher, manipulieren lässt, mehr und mehr an die Untreue seiner Desdemona glaubt, schließlich den Tod findet. In Leipzig inszenierte Monique Wagemakers. Sie stellt eindeutig die Figur der Desdemona in den Mittelpunkt, lässt sie (bzw. eine Schauspielerin) einen Prolog aus Christine Brückners „Wenn du geredet hättest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ zitieren. Und am Schluss erhebt sich die eigentlich Tote und verschwindet in die Kulissen: ein Sieg der Frau über die „toxische Männlichkeit“, die sich im Lauf der Oper zeigt? „Es geht in dieser Inszenierung weniger um die hier erzählte Geschichte, sondern mehr um die Dekonstruktion einer überkommenen Welt", hören wir im MDR. Dabei komme Jago die zentrale Rolle zu; er sei hier „einer, der in seiner großen Erklärungsarie Gott für tot erklärt…“. Musikalisch überzeugt der Premierenabend durchweg: „Hervorragend nicht nur hier, die von Thomas Eitler-de Lint einstudierten Chöre“, findet die neue musikzeitung (nmz). Und: „Christoph Gedschold und das Gewandhausorchester sorgen im Graben auch für das aufwühlende Orchestererlebnis, das Otello braucht, er lässt es krachen, wenn es sein muss, findet aber auch zu den leisen Tönen, wenn die gebraucht werden.“ Insgesamt „ein großer Wurf“, lautet das Fazit des MDR. Foto: Kirsten Nijhof