Die Geschichte des britischen Mathematikers Alan Turing ist spätestens seit dem Film „The Imitation Game“ vielen Menschen bekannt. Er trug im Zweiten Weltkrieg entscheidend dazu bei, dass durch „Enigma“ verschlüsselte Funksprüche der Wehrmacht entschlüsselt werden konnten, wurde dennoch wegen seiner Homosexualität als Außenseiter behandelt und beging 1954 schließlich Suizid. Der Komponist Anno Schreier und der Librettist Georg Holzer haben aus Turings Geschichte eine Oper gemacht, die am Staatstheater Nürnberg ihre Uraufführung erlebte. „Wenn besondere Menschen auf die Welt treffen, passiert viel Komisches, aber auch Tragisches“, erklärt Holzer im „digitale Fundus“ des Theaters. Anno Schreier ergänzt: „Turing hat über viele Dinge nachgedacht, die unser Leben heute sehr stark prägen: Computertechnologie und künstliche Intelligenz.“ Ihn habe das Verhältnis zwischen Mechanik und dem Lebendigen in der Musik interessiert, er habe Elemente eingesetzt, die man aus Musikrichtungen kennt, die gar nicht von menschlichen Musikern gespielt werden, sondern von Computern. Das Ganze wird dann in Nürnberg aber wieder analog gespielt. Schreier „gelingt mit seinem neuesten Werk (...) ein Spannungsbogen, der vom Grotesken bis zum Pathetischen reicht, das durch seine vielfältigen Allusionen zwar gebrochen ist – aber zugleich ergreift“, kommentiert die FAZ. Neben einem großartigen Martin Platz in der Titelrolle machten „auch alle anderen Solisten und der enorm geforderte, äußerst bewegliche Chor (…) ihre Sache außerordentlich gut. Eine Uraufführung mit Unterhaltungsqualität, das ist selten, das ist eine Herausforderung: Das Staatstheater Nürnberg hat sie gemeistert“, findet der Rezensent des BR. Das Foto (Ludwig Olah) zeigt Martin Platz als Turing, Andromahi Raptis als Madame KI und den Chor der Nürnberger Staatsoper.