„Jene, die die Gabe besitzen in der Oper eine musikalische Darstellung zu suchen fern von Tragik und Theatralik, sondern alltägliche, einfache, allgemein menschliche Empfindungen, könnten (so hoffe ich) mit meiner Oper zufrieden sein.“ Das schrieb Peter I. Tschaikowsky über seine Entscheidung, Puschkins „Roman in Versen“ als Vorlage für seine Oper „Eugen Onegin“ auszuwählen. Tschaikowski wollte – auch in Abgrenzung zum Beispiel zu Wagner oder Verdi – keine „Große Oper“ komponieren, nannte sein Werk daher auch „Lyrische Szenen“, anstatt den Begriff „Oper zu verwenden. Für Regisseurin Agnessa Nefjodov liege der besondere Reiz eines Angangs an Tschaikowskis „Eugen Onegin“ zuallererst in seiner überbordenden Emotionalität, lesen wir im Blog des Staatstheaters Würzburg. „Die Charaktere“, so Nefjodov, „scheinen manchmal geradezu innerlich zu zerspringen. Alles wird in einer Intensität wahrgenommen, aber die Intensität findet keinen Platz in der Realität: Alles gefühlt, nichts gelebt!“ Gefragt, worum es in dem Werk geht, erklärt der Sänger der Titelrolle, Hinrich Horn: „Wir sehen, wie die gesellschaftlichen Konventionen einen freien Geist zwingen, sich gegen seine eigenen Gefühle zu stellen. Und vielleicht fragt man sich am Ende: Was bringt es, jemandem seine Liebe zu gestehen, wenn der andere dafür nicht bereit ist?“ Die Main-Post bezeichnet die Würzburger Aufführung als „großen Wurf“. Und: „Selten erscheinen die Figuren in der Oper so menschlich, selten gehen ihre Schicksale so zu Herzen.“ Chor und Extrachor seien, so die Main-Post, "so etwas wie gesetzte Attraktion jeder Würzburger Operninszenierung". Das Foto (Nik Schölzel / Mainfranken Theater Würzburg) zeigt Silke Evers als Tatjana, Marzia Marzo als Olga, Barbara Schöller als Larina und Elisabeth Mertens als Filipjewna.