2006 wurde Halit Yozgat, geboren in Kassel und Sohn eines türkischstämmigen Vaters, in seinem kurz zuvor eröffneten Internet-Café im Alter von 21 Jahren erschossen und war damit das letzte Opfer des so genannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Die Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt. Ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes, Andreas Temme, war im Café anwesend, sagte aber später aus, von der Tat nichts mitbekommen zu haben. Ursprünglich der Tat selbst verdächtigt, blieb seine Rolle unklar, die Akten wurden für 30 Jahre verschlossen. Eine unabhängige Forschergruppe, Forensic Architecture, versuchte, den Tathergang zu rekonstruieren, und fand heraus, dass die Darstellung Temmes zumindest zweifelhaft ist. Im Auftrag der Niedersächsischen Staatsoper machte Ben Frost aus diesem schwierigen Stoff eine Oper, bei der er auch selbst Regie führt. Immer wieder wird die gleiche Mordszene wiederholt, wobei die Darsteller/-innen jedes Mal die Rollen wechseln. Aus einem quaderartigen Bühnenbild zu Beginn wird mit den Wiederholungen am Ende eine leere Fläche, die aber, nebelverhangen, auch nicht für Klarheit sorgt. „Diese Oper ist heftig, quälend, fordernd, laut, verstörend, schmerzhaft, anstrengend. Und lohnt sich deswegen, und weil sie auch poetisch, spannend und teils berückend schön rüberkommt“, schreibt die Neue Presse. Und: „Das Staatsorchester (Dirigent Florian Groß) ist dabei in Hochform.“ Die Deutsche Bühne bilanziert: „… ein Abend, der physisch erschüttert und sich ins Gedächtnis einbrennt“. Foto: Sandra Then