"Die Nase" an der Bayerischen Staatsoper

Dass ausgerechnet der russische, nach wie vor in seiner Heimat festsitzende Kirill Serebrennikov in München Schostakowitschs Umsetzung der Erzählung von Nikolai Gogol inszenierte, ist sicher kein Zufall. Serge Dorny hat zum Auftakt seiner Intendanz an der Bayerischen Staatsoper keine leichte Kost gewählt. Und Serebrennikov ist mit seiner intimen Kenntnis des Putinschen Regimes, seiner Willkür und seines Justizsystems genau der Richtige, um die Groteske um einen Polizisten, der mit seiner Nase auch die soziale Stellung verliert, in Szene zu setzen. Dabei macht er aus dem Stück, das durchaus eine skurril-satirische Interpretation zulässt, eines, das jeden Humors entbehrt, eine „makaber realitätsnahe Tragödie“, wie die FAZ schreibt, – und wird dafür von Presse und Publikum gefeiert. Den „Beginn einer Zeitenwende“ am Münchner Haus würdigt die Süddeutsche Zeitung (SZ). Die FAZ nennt das „den starken Auftakt einer neuen Ära“. Musikalisch verantwortet den Abend der ebenfalls neue GMD Vladimir Jurowski, der einen riesigen Apparat (etwa 50 Solistinnen und Solisten) im Griff haben muss. Von „begeisternd aufspielenden Staatsopernmusikern“ und einem „grandios singenden Chor“ berichtet die SZ. Jurowskis Interpretation, „überraschend traurig, melancholisch, ja nihilistisch“ (BR), passt zur Inszenierung. „Gesungen wird durchweg bravourös, wobei bei den unüberschaubar vielen Rollen einmal mehr die Staatsopern-Qualität in der Ensembletiefe sowie die Chorleistung zu bewundern ist“, so die neue musikzeitung. Das Fazit lautet hier: „Vladimir Jurowski schaffte unheimliche musikalische Nähe. Ein fordernder, lohnender Abend.“ Foto: Wilfried Hösl

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