Kein leichtes Unterfangen, die Geschichte der Widerstandskämpferin Sophie Scholl in eine Oper umzusetzen. In der Heidelberger Uraufführung löst Autorin Ulrike Schumann (gleichzeitig Operndirektorin und Dramaturgin des Theaters) diese Aufgabe, indem sie Vergangenheit und Gegenwart entlang von Sophie Scholls Biografie und eines Parallelblicks in unsere Zeit befragt, so erklärt das Theater die Struktur des Stücks. Die Sängerin Katarina Morfa nimmt nicht nur die Rolle Sophies, sondern auch die der heute 16-jährigen Ira ein, die sich mit dem Andenken an die 1943 im Alter von nur 21 Jahren von den Nazis Hingerichtete beschäftigt. Die Figur der Ira mache deutlich: „Widerstand in einer Demokratie ist nicht vergleichbar mit dem Widerstand von Sophie Scholl gegen die Nazi-Diktatur“, so hören wir im SWR. Ulrike Schumann erklärt im Interview: „Ich finde, es gebührt einer gewissen Achtung vor dem eigentlichen Widerstand, dass wir uns da ein bisschen mit diesen Begriffen zurücknehmen.“ Dass sie hier auf jüngste Demo-Verlautbarungen anspielt, lässt sich leicht heraushören. „Endlich bringt sich die Kunst wieder in Stellung, greift Theater ein ins Denkgetriebe eines gesellschaftlichen Diskurses, der (…) mächtig ins Schlingern geraten ist“, kommentiert die Rhein-Neckar-Zeitung. Die Komponistin Karola Obermüller schaffe auf ihre sehr eigene Weise emotional berührende Momente, die ein scheinbar längst vergangenes Thema heute wieder sehr nahe zu uns in unsere Zeit bringe und mit ihr verschmelzen lasse, erklärt Ulrike Schumann in ihrer Einführung. Einen „über weite Strecken vielschichtig-differenzierten Zugang“ zur Person Sophie Scholls sehen die Badischen Neuesten Nachrichten in dem Werk. Gelobt werden hier auch die „sensible, höchst differenzierte Inszenierung“ und die „atmosphärische Genauigkeit“. „Das Uraufführungspublikum feiert“, berichtet schließlich der Mannheimer Morgen. Das Foto (Susanne Reichardt) zeigt Wilfried Staber als Robert Scholl, Johanna Greulich als Inge Scholl, João Terleira als Hans Scholl, Katarina Morfa als Sophie Scholl und Almerija Delic als Lina Scholl.