Regisseur Paul-Georg Dittrich versteht Christoph Willibald Glucks „Orfeo“ am Aalto Theater als einen inneren Monolog der Titelfigur, eine Reise ins eigene Selbst, wo er verschiedenen Ich-Schichten – in der Person von Euridice und Amor – begegnet. Dittrich stellt die Frage: Was ist eigentlich die Unterwelt? „Am Ende der Reise trifft er auf den anderen Teil, Euridice, eine andere Ich-Schicht von Orfeo“, erklärt Dittrich: „ein Teil, der urplötzlich sagt: Die Hölle ist gar keine Hölle, sondern es ist das Elysium, ein Paradies“. Der Regisseur und sein Team haben sich intensiv mit dem Locked-In-Syndrom beschäftigt, dazu diverse Ärzte konsultiert und die Erkenntnisse auf die Opernbühne übertragen. Als Symbol des Eingeschlossenseins entstand das Bild der Taucherglocke, in der man gefangen ist. Dafür hat der Videodesigner Vincent Stefan gemeinsam mit zwei Balletttänzer/-innen aus der Compagnie Unterwasseraufnahmen in einem Schwimmzentrum gedreht, die im Bühnenhintergrund gezeigt werden. „Auch wenn man nicht jeden einzelnen Regie-Einfall versteht, findet Dittrich im weiteren Verlauf mit den Videoprojektionen von Vincent Stefan sehr eindringliche Bilder“, so das Online Musik Magazin. Und: „Der von Jens Bingert einstudierte Chor erfüllt als Stimmen in Orfeos Kopf aus dem Off den ganzen Raum, und Tomáš Netopil führt die Essener Philharmoniker mit leichter Hand durch die Partitur, so dass es für alle Beteiligten am Ende großen Applaus gibt.“ Das Foto (Matthias Jung) zeigt Tamara Banješević als Euridice und Bettina Ranch als Orfeo.