Jakob Lenz, eine tragische Figur des späten 18. Jahrhunderts, der Dichter, der mit der Welt nicht zurecht kam, Stimmen hörte und dem Wahnsinn verfiel, hat in Georg Büchner einen Dramatiker gefunden, der sein Leben in einem Theaterstück verewigte. Wolfgang Rihm hat daraus vor 40 Jahren eine Kammeroper gemacht, die jetzt am Staatstheater Nürnberg zur Aufführung kam. Regisseur Tilman Knabe macht aus der Figur einen Obdachlosen der Gegenwart, unterwegs mit Einkaufswagen und Plastiktüten, der am Konsum-„Wahnsinn“ verzweifelt, der trotz aller Misere Mensch bleiben will. „Eine Mixtur aus Schmuddel- und Parolentheater ist das, Konsumkritik inklusive, handwerklich imponierend durchgeführt“, schreibt der Merkur. Und BR Klassik berichtet: „Regisseur Tilman Knabe (…) wendet das Stück ins Äußere, ins Politische. Er erzählt keine individuelle Krankheitsgeschichte, sondern die Geschichte einer kranken Gesellschaft.“ „Dirigent Guido Johannes Rumstadt leitet das kleine, sehr feine Solisten-Ensemble der Staatsphilharmonie, will weder die Regie unterlaufen noch hinter ihrer Plakatwand verkümmern“, schreibt die Deutsche Bühne. Das Urteil von BR Klassik über die musikalische Leistung: „Überhaupt sind die Gesangsstimmen, von Hans Kittelmann als aalglattem Dichter Kaufmann bis zum Chor, exzellent besetzt.“ Foto: Bettina Stöß