Ob Mozarts Oper, in der es um Liebe und Treue geht, aber auch um Vertrauen, „komisch“, „bitter“ oder „nachdenklich“ interpretiert wird, bleibt dem jeweiligen Regisseur überlassen. Schwierig ist es immer, die etwas unglaubwürdige (man könnte auch sagen „platte“) Geschichte mit der tiefgründigen Musik in Einklang zu bringen. Jens-Daniel Herzog ist das in Nürnberg offenbar allenfalls zum Teil gelungen. Die story ist in die heutige Zeit verlegt, die anfängliche Wette findet im Tagungshotel vor Mitwissern statt, die auch noch alles mit dem Smartphone filmen. „Herzog tritt in geradezu choreographischer Präzision die Flucht nach vorn an, wenn er die adaptierte Standard-Comedy von Lorenzo da Ponte wie eine These in die Gegenwart rammt und mit knallenden Theater-Metaphern umstellt“, schreibt die Deutsche Bühne. Der Fränkische Tag bemerkt immerhin: „In Nürnberg hat Jens-Daniel Herzog eine Version (von Così fan tutte) erarbeitet, die niemand verpassen sollte. Denn dank einer exzellenten, auffallend jungen und beweglichen Solistenriege kann er den Fokus auf so viel Körperlichkeit legen, dass einem fast angst und bange wird." Und die Süddeutsche Zeitung urteilt: „(...) ein herrliches Spiel mit Verkleidung und Verführung, wenn man sich denn traut, es so prall zu inszenieren wie Intendant Jens-Daniel Herzog, der aus langweiligen Anzugträgern flippige Jungs von der Straße macht." Die neue musikzeitung (nmz) sieht vor allem musikalisch Potenzial: „Das unausgegorene Regiekonzept wird bei dieser Premiere von einem ausgezeichneten, jungen Ensemble mit Leben erfüllt, das für künftige Nürnberger Mozart-Unternehmungen zu den schönsten Hoffnungen berechtigt.“ Und: „Am Pult der in Blech und Pauke wunderbar historisch knackenden Staatsphilharmonie sorgte Lutz de Veer für pointiert-flüssigen, aber nie verhetzten Orchesterklang… So kann man’s machen, musikalisch zumindest.“ Das Publikum reagierte begeistert. Das Foto (Staatstheater Nürnberg/Ludwig Olah) zeigt Amira Elmadfa als Dorabella und Julia Grüter als Fiodiligi.