"Schade, dass sie eine Hure war" in Düsseldorf

Ein Bruder liebt seine Schwester – und umgekehrt. Das darf natürlich nicht sein, und nachdem er sie geschwängert hat, willigt sie in eine Vernunftheirat ein – mit tödlichen Folgen (der große Fliegenpilz, der diese Liebe überdacht, symbolisiert das „Gift“, das in ihr steckt). Das ist – kurz gesagt – die Handlung von Anno Schreiers Oper nach einem Drama des Shakespeare-Zeitgenossen John Ford, die in Düsseldorf uraufgeführt wurde. Es wird ziemlich viel gestorben in diesem Werk. Schreiers Musik gehört nicht zu dem, was man heute Avantgarde nennt (in Donaueschingen würde sie nicht aufgeführt, wie er im Interview mit der neuen musikzeitung erklärt), aber der Mix aus zahlreichen Musikstilen gefällt offenbar dem Publikum und vielen Kritikern. „Mit den tradierten Regeln der Kunst schafft sie zeitgleich unterhaltsam, ironisch, zeitlos, frisch und vor allem in der Künstlichkeit des Opernkosmos entwaffnend authentisch zu sein“, urteilt die Westdeutsche Zeitung. „Absurd und aberwitzig muten diese Bilder manchmal an, Komik schlägt unmittelbar in Tragik um, hin und wieder blitzen Anspielungen an Dada durch“: So beschreibt es die Deutsche Bühne. Regisseur David Hermann habe „sehr starke, eindeutige Sinnbilder“ gefunden, so der Bayerische Rundfunk. Und: „Dirigent Lukas Beikircher fand offenkundig Gefallen an all dem Tohuwabohu, die Düsseldorfer Symphoniker spielten jedenfalls mit viel Schalk und Hinterlist.“ ! Auch der Chor der Deutschen Oper am Rhein vermag der Tonsprache Schreiers würdig Klang zu verleihen“, berichtet die Westdeutsche Zeitung. Das Foto (Hans Jörg Michel) zeigt Lavinia Dames als Annabella und Jussi Myllys als Giovanni.

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