„Während in Deutschland die geradezu sakrale Verehrung des Dichterfürsten Goethe Adaptionen seiner Werke beinahe unmöglich machte, konnten französische Komponisten ungenierter zur Tat schreiten.“ Das schreibt das Theater Bielefeld anlässlich der Premiere von Jules Massenets Oper „Werther“. Massenet hatte genau dies getan: Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ in eine lyrische Oper umgesetzt und die Geschichte des jungen Mannes, der sich unsterblich in die – bereits verlobte, später verheiratete – Charlotte verliebt, in Musik gefasst. Dass sie ihm am Schluss ihre Liebe gesteht, verhindert nicht den Suizid des jungen Mannes. Regisseur Alexander Charim stellt neben den Sänger der Werther-Rolle eine weitere Figur, den „anderen Werther“, dargestellt durch einen Schauspieler, und intensiviert dadurch das Geschehen. „Eine um die andere Brandrakete zünden (…) die Regie und die Musik in der Neuinszenierung von Massenets Meisterwerk in Bielefeld“, schreibt das Westfalen Blatt und lobt auch die „großartigen Sängerdarsteller“ und das Orchester: „In Präzision und Transparenz verströmt die Musik Sinnlichkeit und Poesie, Kraft und Leidenschaft. „Wäre es ein Film, hätte er das Prädikat 'besonders wertvoll' verdient, urteilt die Neue Westfälische. Das Publikum zeigte sich begeistert und dankte mit lang anhaltendem Beifall. Das Foto (Sarah Jonek) zeigt Orlando Klaus als „Der andere Werther“.