Thüringens Kulturminister Benjamin Immanuel Hoff (Die Linke) hat Vorschläge vorgelegt, wie die Theaterstruktur des Freistaats zukünftig aussehen soll. Bisher hatten die Gespräche über die Zukunft der Theater hinter verschlossenen Türen stattgefunden. Hoff nennt sein Papier „Perspektive 2025“, womit schon klar wird, dass er an eine langfristige Planung denkt – vorausgesetzt, die Kommunen lassen sich auf weitere Kooperationen und Fusionen ein. Das bedeutet auch: das Land will seine Zuwendungen nicht erhöhen, sondern bis 2025 festschreiben. Hoff erklärte, er wolle die derzeitige stabile Haushaltslage nutzen und ohne Druck von Haushaltsdefiziten die Rahmenbedingungen für eine verlässliche Theaterentwicklung gestalten. Das Konzept sieht unter anderem vor, frei werdende Stellen teilweise nicht wieder oder über einen „Thüringer Theaterpool“ zu besetzen. Betriebsbedingte Kündigungen schließt Hoff aus und kündigt gleichzeitig an, das Theater Eisenach in den Flächentarif zurückzuholen. Von einem Ausschluss von betriebsbedingten Nichtverlängerungen ist dahingegen ausdrücklich nicht die Rede. Künstler mit befristeten Verträgen könnten daher durchaus von der Reform betroffen sein.
Wie also sollen die neuen Strukturen aussehen? Das Papier unterteilt den Freistaat in drei Regionen: Ost-Thüringen (Jena, Gera-Altenburg und Greiz-Reichenbach), Mittel-Thüringen (Weimar, Erfurt, Gotha) sowie ein so gennannte „Thüringer Kooperationsdreieck“ (Nordhausen-Sondershausen, Meiningen-Eisenach, Rudolstadt-Saalfeld und Gotha). Grundsätzlich sei in jedem Fall eine Fortsetzung des Status quo möglich, heißt es in dem Konzept. Allerdings werde deutlich, dass die bestehende Struktur ohne kräftige Zuwächse nicht zu halten sei. Kommunen müssten ihren Anteil an diesen Aufwüchsen darstellen und könnten vom Land nur vierjährige Zusagen erwarten, also eben nicht bis 2025 planen. Klare Worte des Ministers: Wenn Ihr alles so machen wollt wie bisher, müsst ihr selbst für die finanziellen Mittel sorgen.
Konkret soll das Theater Altenburg-Gera „vertieft“ mit der Jenaer Philharmonie kooperieren. Aus Sicht der Staatskanzlei ergäben sich aus einer solchen Kooperation „Spielräume im Hinblick auf die künftige Personalfluktuationsprognose“, so heißt es in dem Konzept. Eine Reduzierung der Orchesterstellen in Gera, wie sie bereits im Sommer befürchtet worden war, wäre damit wohl nicht mehr auszuschließen. In „Thüringen-Mitte“ ist tatsächlich an ein fusioniertes Staatstheater Weimar-Erfurt gedacht. Ein Alternativ-Modell sieht eine Landesträgerschaft des Orchesters Erfurt und der Staatskapelle Weimar vor. Für das „Kooperationsdreieck“ sieht Hoffs Papier, die „Fusion der Landeskapelle Eisenach mit der Thüringen Philharmonie Gotha sowie einen „Produktionsaustausch“ zwischen Meiningen, Eisenach, Rudolstadt und Nordhausen vor, „hilfsweise“ einen Theaterverbund zwischen Nordhausen, Eisenach und Rudolstadt.
Nun muss das Papier weiter diskutiert werden. Der Zeitplan ist ehrgeizig: Die Finanzierungsverträge sollen bis Herbst 2016 unterschrieben sein. Foto: Foto: TSK/U. Koch