Im September hat Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling vergeblich versucht, den Intendanten des Volkstheaters Sewan Latchinian fristlos zu kündigen. Die Bürgerschaft der Hansestadt machte die Kündigung damals rückgängig. Nun versucht Methling es auf anderem Weg: Er übernimmt den Job einfach selbst und entbindet Latchinian und Geschäftsführer Stefan Rosinski kurzerhand jeglicher Verantwortung oder Mitarbeit am Zukunftskonzept. Methling schreibt es lieber selbst – nach Informationen der Ostseezeitung mit Hilfe von externen Beratern. Mit diesen hat das Land Mecklenburg-Vorpommern ja in letzter Zeit bereits viel Erfahrung sammeln können. Bündnis 90/Die Grünen hatten vor kurzem herausgefunden, dass das Land für die zahlreichen Theatergutachten so viel Geld aufgewendet hat wie kein anderes Land: 476.000 Euro! Viel Gutes dabei herausgekommen ist bisher nicht. Die Begründung des OB für seine kuriose Entscheidung lautet: Die Bürgerschaft habe im Februar beschlossen, das Volkstheater zu einem so genannten „funktionalen Vierspartenhaus in einer 2 + 2 Struktur“ zu entwickeln. Die Geschäftsführung des Theaters lasse nicht erkennen, dass sie konstruktiv an einer konzeptionellen Lösung gearbeitet habe. Fakt ist: 2 + 2-Struktur à la Methling bedeutet: Musiktheater und Tanz fallen als eigenständige Sparten in Rostock weg und werden allenfalls durch Gastspiele bedient. Fakt ist auch: Die Zielvereinbarung vom Februar lässt letztlich offen, ob es tatsächlich zu Spartenschließungen kommen soll. Latchinian und Rosinski ihrerseits hatten im September ein Strukturkonzept vorgelegt, in dem sie verschiedene Varianten beleuchten. Variante 1: „Spartenerhalt und Kooperationsmodell ohne betriebsbedingte Kündigungen“; Variante 2: „Spartenschließung und Kooperation mit betriebsbedingten Kündigungen“. Dieses Papier hält Methling nun anscheinend für so wenig konstruktiv, dass er meint, es selbst besser zu können. Aber er will sich ja Berater-Profis zu Hilfe holen. Ob die was von Theater verstehen, sei dahingestellt. Rostock und seine Theatersituation kennen sie sicher nicht. Aber das dürfte dem OB auch egal sein…