Katastrophen-Szenario für das Volkstheater Rostock: 1,5+0 statt 2+2

Fristgemäß hat die Theaterleitung des Rostocker Volkstheaters ein Papier vorgelegt, das sich mit der Umsetzung der Strukturvereinbarung mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern beschäftigt. Das Ergebnis: Die Situation des Theaters wäre noch wesentlich schlechter, als es das Actori-Gutachten seinerzeit errechnet hat. Actori sei von zu optimistischen Annahmen im Erlösbereich ausgegangen, heißt es in dem Papier. Basis für die Zielvereinbarung zwischen Hansestadt und Land ist eine angestrebte Konsolidierungssumme von 4,6 Millionen Euro. Daraus folge, so errechnet es die Theatergeschäftsführung, eine Komplettschließung der Musiktheater- und der Tanzsparte sowie eine Reduzierung des Schauspiels auf nur sieben feste Darsteller. Lediglich das Orchester wäre nicht betroffen. Sehr detailliert beschreibt das Papier den notwendigen Personal-Abbau in den einzelnen Sparten. Es werde deutlich, dass aus dem geplanten „2+2“-Modell ein „1,5+0“-Modell würde. „Denn Ressourcen für Kooperationen bestehen nach einer Umsetzung der Spartenschließungen nicht mehr.“ An späterer Stelle heißt es: „Im Grunde läuft der verbleibende Restbetrieb auf ein Konzerthaus mit einem Schauspiel-Bespieltheater mit ca. vier Eigenproduktionen pro Spielzeit hinaus.“ Einen „irreparablen Imageschaden“ und ein „Sterben auf Raten mit fluchtartiger Fluktuation von Leistungsträgern aller Sparten und Abteilungen“ sehen die Verfasser des Papiers voraus. Das Fazit lautet – wen wundert’s?: „Die Umsetzung solcher Pläne kann explizit nicht empfohlen werden, und es muss ausdrücklich davor gewarnt werden.“ Das klingt fast noch moderat angesichts des zu erwartenden Szenarios. Gerrit Wedel, stellvertretender VdO-Geschäftsführer, kommentiert das Ergebnis so: „Das vorgelegte Zahlenmaterial zeigt eindeutig die Kurzsichtigkeit der Zielvereinbarung und die Verlogenheit der Akteure. Was man hier versucht, als „2+2-Kooperationsmodell“ zu präsentieren, kann angesichts der nun deutlich gewordenen finanziellen Grundlage nicht funktionsfähig sein.“