Die Oper „Hamlet“ gehört zu den größten Erfolgen des heute wenig bekannten Komponisten Ambroise Thomas. Zu seinen Lebzeiten wurde sie weltweit gespielt. Dann verschwand sie nach und nach von den Spielplänen, um erst Anfang der 1990er-Jahre wieder aufzutauchen. Allerdings kaum in Deutschland. Schon deshalb war es ein Verdienst des Bielefelder Theaters, das Werk auf den Spielplan zu setzen. Die Handlung ist bekannt. Thomas schrieb dazu Musik nach der Tradition der „grand opéra“ und wagte als erster Opernkomponist die Verwendung eines Saxofons. Regie führt in Bielefeld Andrea Schwalbach, die – so der Neue Merker – „wie stets in der Wahl ihrer Mittel sorgfältig und beziehungsreich bis zum Äußersten“ sei und „das Potenzial des Opernstoffs entdeckt“. Der Rezensent des Online Musik Magazins (OMM) zeigt sich nicht nicht überzeugt von der Inszenierung, aber „zum Glück gibt es die unglaublich schöne Musik, die es den Zuhörer wirklich bedauern lässt, dass diese französische Oper hier in Deutschland so selten auf der Bühne zu erleben ist“. Das Theater besetzt alle Rollen aus dem Ensemble, und „Elisa Gogou lotet mit den Bielefelder Philharmonikern die farben- und nuancenreiche Partitur differenziert aus und rundet mit dem von Hagen Enke solide einstudierten Chor den Abend zumindest musikalisch überzeugend ab“ (OMM). „Erwähnenswert auch der ganz auf Eleganz und Raffinement der französischen Musik ausgelegte Opernchor“, schreibt die Neue Westfälische. Auch der Neue Merker konstatiert: „Die Dirigentin hat für die stilistischen Facetten einen Blick, führt die Musiker und den von Hagen Enke einstudierten Chor mit sicherer Hand.“ Das Fazit lautet hier: „Der Besuch in Bielefeld lohnt sich.“ Das findet auch das Publikum: „Großer Beifall für ganz große Oper“, berichtet das Westfalen Blatt. Das Foto (Paul Leclaire) zeigt Evgueniy Alexiev als Hamlet, Cornelie Isenbürger als Ophélie, Lianghua Gong als Marcellus und Caio Monteiro als Zweiten Totengräber.