Nun ist es tatsächlich Realität: Die Rostocker Bürgerschaft hat mehrheitlich für das von Minister Brodkorb und Bürgermeister Methling eingebrachte so genannte Kooperationsmodell gestimmt. Das bedeutet: Orchester und Schauspiel bleiben eigenständig, bei den Sparten Musiktheater und Tanz soll mit anderen Häusern „zusammengearbeitet“ werden. Faktisch würde diese Entscheidung zu einem Zweispartenhaus führen. Wie das Orchester ausgelastet werden soll, wenn es keine eigenständigen Musiktheaterproduktionen mehr gibt, ist unklar. Unklar ist auch, was aus den Mitarbeitern im künstlerischen Bereich (Chor, Tanz) wird – und wie die jetzt aufgestellte Rechnung aufgehen soll. Zur Entscheidung der Bürgerschaft haben VdO und GDBA eine gemeinsame Pressemeldung herausgegeben:
Mit Entsetzen und großer Empörung haben die Künstlergewerkschaften GDBA und VdO die gestrige Debatte und die anschließende Beschlussfassung in der Rostocker Bürgerschaft verfolgt.
Das als Theater-Kompromiss bezeichnete sogenannte „Kooperationsmodell“ beinhaltet den Verzicht auf 81 MitarbeiterInnen, vornehmlich im künstlerischen Bereich: der gesamte Chor, alle Tanztheater- und Sängersolisten, sowie 12 weitere Mitarbeiter im künstlerischen Bereich (Dramaturgen, Kapellmeister, Regieassistenten etc.) – insgesamt 60 Personen. In diesem Zusammenhang ist die Aussage von Thoralf Sens (SPD), man wolle „den Fokus künftig wieder aufs Künstlerische setzen“, an Zynismus nicht zu überbieten (NNN 25.2.2015).
Auch die von der SPD gefeierte Rückkehr zum Flächentarif ist ein scheinheiliges Argument. Sie betrifft einen Großteil der künstlerisch Beschäftigten nicht, da hier Individualgagen vereinbart werden. Die Mitglieder des Chores haben eine flächentariflich geregelte Grundgage auf dem Stand von 2012 und sollen auch zukünftig von einer Anpassung an das derzeitige Tarifniveau ausgenommen sein. Von der Rückkehr zum Flächentarif kann also keine Rede sein.
Trotz Wegfall der umsatzstarken Sparten Musiktheater und Tanz sollen die verbliebenen Sparten Schauspiel und Orchester 830.000 Euro mehr generieren als heute – die nächste Krise ist da vorprogrammiert.
GDBA und VdO protestieren energisch gegen den Ausverkauf des traditionsreichen Volkstheaters und fordern die Stadt auf, über den von den Künstlern angebotenen Haustarifvertrag mit uns in Verhandlung zu treten, um die qualitativ hochwertigen Arbeitsplätze der künstlerischen Mitarbeiter zu erhalten.
Jörg Löwer, Präsident GDBA
Gerrit Wedel, stellv. Geschäftsführer der VdO
V.i.S.d.P.: Sabine Nolde, Vorsitzende GDBA Landesverband Nord