Im knallroten Barockkostüm hebt er sich von der farblosen Masse ab: Joseph Süß, eine historische Figur, die durch Lion Feuchtwangers 1925 erschienenen Roman als „Jud Süß“ Eingang in die Literatur fand und wenige Jahre später – unter dem Nazi-Regime – in Veit Harlans Film auf schlimmste Weise verhetzt wurde. Detlef Glanert hat aus dem Stoff 1999 eine Oper gemacht, die nun in Münster Premiere hatte. Der Jude Joseph Süß, einst höchst einflussreicher Finanzrat Herzog Karl Alexander von Württembergs, wird nach dessen Tod in den Kerker geworfen (in Münster: mit Wänden, die nur aus Goldbarren bestehen) und schließlich gehenkt. Die Massen jubilieren… Glanert wählt die Kerkerszene für seine Oper: Hier blickt Süß zurück und lässt Erinnerungsbilder alptraumhaft Revue passieren. Einen großen Erfolg verbucht „theaterpur.net“ für das Regieteam um Guy Montavon. „Die Stilmittel der Regie treffen genau den Kern des Werks: Gezeigt wird zwar ein historischer Stoff, doch das farbliche Abstrahieren lässt ihn durchaus zeitlos erscheinen“, schreiben die Westfälischen Nachrichten. Auch musikalisch ist die Münsteraner Premiere ein großer Wurf. „theaterpur.net“ berichtet vom „ausgezeichnet singenden und sich auf der Bühne perfekt bewegenden Chor samt Extrachor“. Das Fazit: „Ein packender Opernstoff – vorzüglich umgesetzt.“ (Westfälische Nachrichten). Und: „Ein Highlight in der aktuellen nordrhein-westfälischen Opernszene“ (theaterpur.net). Das Foto (Oliver Berg, Theater Münster) zeigt Henrike Jacob als Magdalena, Helge Salnikau als Henker, Gary Martin als Joseph Süß, Youn-Seong Shim als Weissensee und den Opernchor.