Die Künstlergewerkschaften Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VdO) und Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) haben sich in einer gemeinsamen Presseerklärung zur Tarifsituation des Staatsballetts Berlin und zur Rolle, die die Gewerkschaft ver.di in den Tarifverhandlungen spielt, geäußert. Nachdem die Beschäftigten der Stiftung Oper Berlin jahrelang von den Tarifanpassungen des Landes Berlin abgekoppelt waren, hatten VdO, GDBA sowie die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) im Dezember 2014 für alle künstlerisch Beschäftigten der Stiftung Oper die Übernahme der Tarif- und Strukturanpassungen des Landes Berlin für die Jahre 2011 bis 2014 ausgehandelt. Dabei ging es um eine Anhebung der Vergütungen von rund 14 Prozent. Die künstlerisch Beschäftigten der Stiftung sollten so mit denen anderer Berliner Bühnen gleichziehen.
„Zwischenzeitlich haben sich jedoch Irritationen und Verzögerungen bei der Umsetzung dieser Verhandlungsergebnisse für die Mitglieder des Staatsballetts Berlin ergeben. Diese sind durch die Geltendmachung von in dieser Form nicht umsetzbaren Forderungen der Gewerkschaft ver.di entstanden“, so VdO und GDBA. Nach der bundesweit geltenden Abgrenzung zwischen dem allgemeinen Tarifrecht des öffentlichen Dienstes und dem Normalvertrag Bühne als spezieller Regelung für das künstlerische Personal ist ver.di in diesem Bereich allerdings gar nicht zuständig. Die Anpassung der Vergütungen für die Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts werden vom Arbeitgeber nun verweigert. „Hierdurch werden den Tänzerinnen und Tänzern konkret bereits ausgehandelte Vergütungserhöhungen von rund 400 Euro vorenthalten – Vergütungserhöhungen, die die finanziellen Forderungen der ver.di bereits überschreiten. Vor diesem Hintergrund jetzt‚ adäquate Vergütungen‘ zu verlangen, erscheint mehr als scheinheilig.“
Weiter heißt es: „Die erwähnten Forderungen sollen vorgeblich die Arbeitsbedingungen der Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts verbessern. Der wahre Hintergrund für diese Aktivität ist jedoch, in den Geltungsbereich der Künstlergewerkschaften vorzudringen, um unbequeme fachlich spezialisierte Konkurrenz – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des anstehenden Gesetzes zur Tarifeinheit – zu verdrängen. Dieser seit Jahren bestehende Konflikt soll nun in fragwürdiger und unverantwortlicher Weise stellvertretend auf dem Rücken der Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts ausgetragen werden. Zumal der Großteil der angestrebten Regelungen entweder durch den bestehenden Tarifvertrag bereits geregelt ist oder durch entsprechende Vereinbarung mit den zuständigen Mitarbeitervertretungen vor Ort geregelt werden kann.
Die Künstlergewerkschaften VdO und GDBA stehen für eine sachgerechte Entwicklung der tariflichen Rechte der Beschäftigten und gegen eine Instrumentalisierung von Tänzerinnen und Tänzern für gewerkschaftspolitische Schaukämpfe. Sobald die Irritationen beseitigt sind, wird die Vergütungsanpassung auch für die Mitglieder des Staatsballetts durchsetzbar sein.“