"Königskinder" in Dresden

Engelbert Humperdinck ist vor allem durch seine auf und ab gespielte Märchenoper „Hänsel und Gretel“ bekannt. Wesentlich seltener gespielt wird seine Oper „Königskinder“, die – anders, als wir es von Märchen erwarten – kein Happy End aufweist. Was zunächst märchenhaft daherkommt (die handelnden Personen sind ein Königssohn, eine Gänsemagd, die ihn liebt, sowie eine waschechte Hexe), erweist sich als Geschichte einer Gesellschaft, die sich vom äußeren Anschein blenden lässt und das wahre Königspaar, das in Lumpen daherkommt, verstößt. „Wozu braucht diese Volksgemeinschaft einen König, sehnt sie sich sogar nach einem Führer?“, fragt die neue musikzeitung (nmz). Und verweist damit schon auf die Inszenierungs-Idee der Niederländerin Jetske Mijnssen, die das Geschehen in die 1930er-Jahre verlagert und einen unmittelbaren Bezug zur Librettistin des Werks herstellt: Elsa Bernstein wurde als alte Frau von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, überlebte dort den Krieg und musste den Tod ihrer Schwester erleben. Die Semperoper erinnerte an die Schrecken der Nazis auch durch eine Gedenktafel, die sie für Mitarbeiter aufstellte, welche Opfer des NS-Staates geworden waren. Alles Märchenhafte sei der Oper in der Dresdner Inszenierung ausgetrieben worden, berichtet der Deutschlandfunk. Mihkel Kütson war am Pult kurzfristig für Hartmut Haenchen eingesprungen. Er „ließ die Sächsische Staatskapelle zu einem farbreich nuancierten Humperdinck aufblühen, in dem eine Menge an leitmotivischer Wagner-Nähe deutlich wurde und doch das gewaltige Eigenpotential des einstigen Assistenten zu entdecken war“, so die nmz. Berichtet wird auch von überzeugenden Sängerleistungen. Und: „Staatsopernchor und Kinderchor des Hauses (Einstudierung Wolfram Tetzner bzw. Claudia Sebastian-Bertsch standen hinter dieser Gesamtleistung nicht zurück.“ Das Foto (Matthias Creutziger) zeigt Julian Arsenault als Zweiten Torwächter, Barbara Senator als Gänsemagd, Pavol Kubán als Ersten Torwächter und Tänzerinnen.

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