24.09.2012 | Sein vielleicht politischstes Werk habe Hans Werner Henze mit der 1976 in London uraufgeführten Oper "Wir erreichen den Fluss" geschrieben. Das ist im Programm der Semperoper Dresden zu lesen, die sich dieses Werkes nun angenommen und es auf die Bühne gebracht hat - im Rahmen eines Henze-Schwerpunkts, der sich über die ganze Spielzeit hinziehen wird. Eine "offene Stellungnahme gegen Krieg, Fremdherrschaft und Unterdrückung", sei das Werk, heißt es dort. Das Opernhaus selbst wird zum Kriegsschauplatz, indem die Handlung unmittelbar an das Publikum heranrückt: In den Innenraum ragen mehrere Bühnenaufbauten, unter anderem ein laufstegartiger Gang quer durch den Zuschauerraum, auf dem die Protagonisten dicht am Publikum agieren und singen. In elf Bildern erzählt Regisseurin Elisabeth Stöppler die Geschichte vom General, der im Laufe des Geschehens die Folgen seiner Taten erkennt, der ins Irrenhaus kommt, geblendet und schließlich getötet wird. Das Werk ist mit etwa 100 Solisten auf der Bühne (darunter zahlreiche Mitglieder des Opernchores) aufwändig besetzt. Der musikalische Leiter Erik Nielsen hatte die schwierige Aufgabe zu meistern, drei im Opernraum verteilte Orchester und die große Anzahl der Solisten musikalisch zu koordinieren. "‘Wir kommen zum Fluss‘" ist ein Kraftakt für jedes Opernhaus, die Semperoper besteht diese Prüfung in musikalischer Hinsicht glänzend…", war im Deutschlandradio Kultur zu hören. Die Inszenierung kam weniger gut weg, von "szenisch bleiernder Langeweile" ist gar die Rede. Das Ergebnis der Regiearbeit sei "eine vor allem im zweiten Teil fantasievolle Inszenierung, die wirklich zu berühren vermag", heißt es dagegen im Online Musik Magazin. Und schließlich auf nmz online: "Was die Komparserie der Semperoper, drei Dresdner Kapellknaben sowie all die Mitglieder des Jungen Ensembles und die zahlreichen Solisten für diese Produktion geleistet haben, ist enorm." Das Foto (Matthias Creutziger) zeigt Timothy Oliver als Soldat sowie Mitglieder des Ensembles.