17.10.2012 | "Zum ersten Mal habe ich mein eigenes Schauspiel ganz verstanden", soll der Dichter Maurice Maeterlinck gesagt haben, als er Claude Debussys Vertonung seines Werks "Pelléas et Mélisande" erstmals auf der Bühne sah. Das war allerdings viele Jahre nach der Uraufführung von 1902, der der Dichter deshalb nicht beiwohnte, weil seiner Geliebten die Titelpartie vorenthalten worden war. Die späte Anerkennung des Dichters für das Musikwerk des Komponisten ist mehr als berechtigt. "Es herrscht hier eine zauberisch beschwörende Sprache, deren sensible Nuancen in der Musik und im orchestralen Klang weitergeführt werden konnten", sagte Debussy zum Werk Maeterlincks. Am Essener Aalto Theater ist diese Musik nun gekonnt und erfolgreich umgesetzt worden. Auf karg ausgestatteter Bühne singen und spielen die Protangonisten voller Intensität. Eine "über jeden Zweifel erhabene Spitzenbesetzung" attestiert die Recklinghäuser Zeitung dem Aalto Theater. "Soltesz und die fabelhaften Philharmoniker wissen um die innere Glut des schwebenden narkotischen Klangstroms." "Das souveräne, individuelle Dirigat, die unaufdringliche, aber deutliche, personenführungsstarke Regie des Altmeisters Nikolaus Lehnhoff, (…) die diskrete, aber raffinierte Ausstattung sowie ein exquisites Sängerensemble machen diese Produktion zum Vorzeigebeispiel eines mittelgroßen Hauses", schreibt die Welt. Und von einer "eine beklemmend schönen, emotional bohrenden, aber auch von weichen Schwingungen durchzogenen Aufführung" berichtet der "neue Merker". Das Publikum honorierte die dreistündige Aufführung mit großem Applaus. Das Foto (Herman und Clärchen Baus) zeigt Wolfgang Schöne als Arkel, Michaela Selinger als Mélisande und Doris Soffel als Geneviève.