26.04.2013 | "Wozzeck ist bei mir nicht der Underdog, der dumpfe Prolet, der eben von Wahnvorstellungen gepeinigt nicht anders kann, bei mir ist der Wozzeck ein Intellektueller, der eigentlich sich in diesen Krieg oder dieses Soldatenleben hineinbegibt, weil er sich davon eine Reinigung oder eine Erfüllung erwartet." So erklärt Regisseur Hermann Schneider im BR-Interview seine Interpretation der Oper von Alban Berg am Würzburger Mainfranken Theater, die bei Publikum und Presse durchaus auf Gegenliebe stieß. "Schneider wählte für seine Interpretation einen eigenwilligen, doch schlüssigen Ansatz aus", schreiben die Fränkischen Nachrichten. "Eine bewegende, spannungsreiche, vielschichtige Deutung" hat der Rezensent des Bayerischen Rundfunks erlebt: "Insgesamt ein mitreißender ‚Wozzeck‘, 100 Minuten pausenlose Hochspannung, ein sehenswerter Gespensterreigen der 20er-Jahre". Fantasie sei gefordert bei der eher zurückhaltenden Inszenierung, ist in der Mainpost zu lesen. "Die surrealistisch angehauchten Massenszenen wirken auf diese Weise um so stärker." Das Orchester spiele "unter einem hoch konzentrierten Enrico Calesso nicht sträflich laut, sondern meist sensibel und nuancenreich". Besondere Erwähnung findet "der astrein singende Mädchenchor". Einen "beeindruckenden, einen lange nachwirkenden Opernabend" habe das Publikum erlebt, berichten die Fränkischen Nachrichten. "Wozzeck" ist eine der wenigen Opern des 20. Jahrhunderts, die regelmäßig auf den Spielplänen zu finden sind. Und obwohl die Musik nach wie vor nicht zum "Mainstream" gehört, sorgte die Premiere in Würzburg für lang anhaltenden Beifall. Das Foto (Falk von Traubenberg) zeigt Dietrich Volle als Wozzeck sowie Mitglieder des Opernchors des Mainfranken Theaters.